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Gefällig sein

Kathy Flatley


Patriarchisch Perfekt


Als ich bei der Suche nach Hilfe über Grenzen war, hörte ich wie Terri Cole den Ausdruck „selbstaufgebende gefällige Person“ verwendete, womit ich mich sofort als solche identifiziert habe (s. Beitrag Grenzen setzen). Ich hatte die letzten ca. 20 Jahre damit verbracht, meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben langsam zu vernachlässigen oder nicht einmal wahrzunehmen und mich den angeblichen Erwartungen anderer automatisch anzupassen: als „braves“ Mädchen, als „gute“ Freundin, „gute“ Tochter, „gute“ Ehefrau (und Bonuselternteil), als „gute“ Mitarbeiterin usw., oder, wie Dr. Valerie Rein sagt, „Patriarchisch Perfekt“ zu sein.


Sich zu fügen ist gleich Sicherheit suchen


Ich konnte tiefer in diese Sache eintauchen, dank der Arbeit von Dr. Valerie Rein und ihrer Community The Thriving Experience (es gibt auch The Thriving Solution und The Thriving Circle) und ihrem Buch „Patriarchy Stress Disorder.“ Sich zu fügen oder anderen gefällig zu sein, ist in erster Linie eine Stressreaktion. Menschen, die sich anderen unterordnen, sind auf der Suche nach Sicherheit. Es ist kein Persönlichkeitsmerkmal oder -fehler, es ist etwas, das tief in unserem Unterbewusstsein verankert ist. Es ist nicht unsere Schuld! Das Motto von Dr. Valeries Buch- und Coaching-Programm lautet: „Ich bin es nicht, es ist PSD.“ (It’s not me, it’s PSD).


Erstarren und beschwichtigen


Ich hatte bereits von der „Kampf oder Flucht“-Stressreaktion gehört, eine automatische Reaktion auf eine Stresssituation, in der unser Nervensystem Energie freisetzt, damit wir gegen drohende Gefahr kämpfen oder davonlaufen können. Was ich nicht wusste: es gibt auch die Stressreaktion "Erstarren und Beschwichtigen". Wenn sich unser Körper in einem reaktionären Zustand befindet und wir nicht kämpfen oder fliehen können, ist der Versuch, alle um uns herum zu beschwichtigen (zufrieden zu stellen), ein Weg um uns sicherer zu fühlen. Dies kann vollständig automatisch geschehen.

Das Wort „sicher“ ist hier vielleicht ein wenig verwirrend, da unser Nervensystem heutzutage oft Bewertungen, Kritik und Ablehnung als Bedrohung wahrnimmt und wird dadurch aktiviert. Diese sind keine lebensbedrohlichen Situationen mehr, und wir müssen uns nicht wirklich vor ihnen schützen, um „sicher“ zu sein. Aber tief in unserem Körper, unserer DNA und unserem Unterbewusstsein ist die Notlage unserer Vorfahren verankert. Sie mussten in eine Gruppe aufgenommen werden, um überleben zu können. Die Ablehnung war früher eine lebensbedrohliche Situation, und nicht jedes Nervensystem hat sich dem heutigen, modernen Lebensstil angepasst.


Regeln befolgen


Wenn ich reflektiere, kann ich meine eigenen Verhaltensmuster erkennen, die Regeln einhalten und befolgen zu wollen, das zu tun, was von mir erwartet wurde, auch wenn ich es nicht wirklich machen wollte. Das Brechen der Regeln schien mir sehr bedrohlich, und auch heute noch habe ich einen SEHR STARKEN Drang in mir, die Regeln zu befolgen, nicht aus der Reihe zu tanzen und die Autorität nicht in Frage zu stellen. Ich habe das Gefühl, dass dies darauf hinausläuft, mich anderen unterzuordnen. Die Bedürfnisse anderer Menschen zu erfüllen, damit ich sicher bleibe. Jetzt denke ich, dass die Einhaltung der Regeln ein großer Faktor war, der mich in diese Situation von Burnout und Depressionen gebracht hat.


Begraben unter einem Haufen Compliance


In den letzten Monaten nach dem Burnout merke ich, wie einschränkend diese Konditionierung ist. Das war keine bewusste Entscheidung. Es wurde meinem Unterbewusstsein bereits so tief eingeflößt, dass es sehr schwierig ist, darauf zuzugreifen und es neu zu programmieren. Ich merke jetzt, dass ich in den Zeiten, in denen ich die Regeln befolgte, die gegen meine wahre Natur und Wünsche waren, einen kleinen Teil von mir begraben habe. Dieses Begraben führte schließlich zu Depressionen, das wahre Ich wurde unter einem großen Haufen Compliance begraben!

Sag doch was!

All dies hat mir die Fähigkeiten für meine eigenen Bedürfnisse zu sprechen, blockiert. Bevor ich mit Ruth Bleakley-Thiessen und Lara Riggio arbeitete (siehe Referenzen), fand ich es unmöglich zu sagen, was ich wirklich wollte. Auch jetzt ist es weiterhin ein Prozess. Im Moment fühle ich mich blockiert, wenn es um Fremde geht. Ich möchte zum Beispiel in der Lage sein, Fremde zu bitten, mir mehr Platz zu geben und ein wenig zurück zu treten: die Person hinter mir in der Warteschlange, die meinen Rucksack oder mich mit ihrem Einkaufswagen berührt. Natürlich immer höflich, ganz nach meiner Konditionierung. Gott bewahre, dass sich jemand anderes unwohl fühlt! Irgendwann möchte ich in der Lage sein, die Menschen einfach anzusprechen, leiser zu sein oder ihre Geräte auszuschalten, wenn ich mich gestört fühle. Der nächste Schritt wäre dann, unangemessenes Verhalten anzusprechen oder gar anzuprangern.


Gefahr


Selbst das Üben dieser grundlegenden Szenarien mit meiner Psychotherapeutin (der ich vertraue) war sehr aufwühlend. Mein Körper war angespannt und ich war nervös und versuchte, mich aufzubauen, um dieses neue Verhalten zu üben. Ich spüre eine starke körperliche Gefahr in mir, wenn es auch nur darum geht, eine/einen Fremden anzusprechen. Mein Gehirn wird dadurch regelgerecht blockiert, das Resultat ist eine starke Nervosität.


Ich nehme mir Zeit


Dank der inneren Arbeit mit meinen Guides und Coaches bin ich mir dieser Prozesse bewusst und kann Mitgefühl und Nachsicht mit mir selbst haben, wenn ich Schwierigkeiten habe, diese neuen Verhaltensweisen auszuprobieren. Ich werde mich nicht fertig machen, wenn ich nicht sofort Erfolg habe, nachdem ich nur einmal und in einer sicheren Umgebung geübt habe. Ich werde mir Zeit nehmen und mich nicht unter Druck setzen, sondern wieder üben, nachdem ich mich sicherer fühle.


Was ich brauche, um mir bei diesen Änderungen zu unterstützen, ist eine gute Portion Selbstliebe und liebevolle Selbstgespräche. Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag....



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